Dr. med. Peter Schmitz
Gründungsvater – Spiritus rector – Vorsitzender 1969-1989
Gründungsvater – Spiritus rector – Vorsitzender 1969-1989
1994 stellte unser Musikfreund und „Mann der ersten Stunde“ Hermann Lehmkühler den Gründungsvorsitzenden des Hamaland Kammerorchesters vor:
1918 geboren im Rheinland, heiratete Dr. Peter Schmitz 1943 die Westfälin Hildegard Huesker und ließ sich gegen Ende des Zweiten Weltkrieges als junger Arzt in Gescher nieder. Seine angeborene Liebe zur Musik und seine frische rheinländische Art auf Menschen zuzugehen, verschafften ihm schnell Kontakte zu gleichgesinnten Musikfreunden in Gescher und Coesfeld, seien es nun aktive Instrumentalisten oder Zuhörer.
So entstand ein Streichquartett, in dem er das Cello spielte, das im Kreise der Eingeweihten auch seinen Namen trug und bald schon zu einem größeren „Collegium musicum“ erweitert wurde. Sicherlich, das sei zugegeben, wurde nicht immer mit höchster Vollkommenheit musiziert. Der humorvoll-ironische Ausspruch eines engen Freundes: „Es quietscht und kraakt gleich wie ein altes Bett, das Doktor-Peter-Schmitz-Quartett“, wurde an Hausmusikabenden immer wieder gern zitiert.
Aber nahtlos sei angefügt: wenn das Quartett auftrat in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als ein großes Bedürfnis nach Musik und jeglicher Kultur bestand und die Menschen weder Schallplatten bzw. Tonbänder noch Fernsehen, ja kaum ein Radio hatten, dann war der Vortragsraum voll besetzt. So stellte sich Dr. Schmitz mit seinen Musikfreunden über das eigene Vergnügen hinaus in den Dienst einer guten Sache. Der Anlässe gäbe es viele im privaten, kirchlichen und öffentlichen Raum.
Bereits am 24. Oktober 1948, also kurz nach der Währungsreform, wirkte das Streichquartett in einem Schülerkonzert mit. Gespielt wurde das Quartett op. 76 Nr. 4 von Joseph Haydn. Ein weiteres altes Programm weist aus, dass das Ensemble am 12. November 1950, am Tag der deutschen Hausmusik, durch Darbietung eines Satzes aus dem Klavierquintett Es-Dur op. 44 von Robert Schumann einen Beitrag leistete. Kurz darauf, am 21. Dezember 1950, brachte es im Rahmen einer Weihnachtsfeier der Ostvertriebenen, deren Kulturbewusstsein besonders groß war, im Saale Tenbrock in Gescher Haydns Streichquartett op. 76 Nr. 1 zu Gehör.
Wenn sonntags im Gottesdienst außer der obligatorischen Intonation und Begleitung der Kirchenlieder auch über klassische oder barocke Themen an der Orgel improvisiert wurde, dann wussten seine Freunde, dass Dr. Schmitz die Vertretung des Organisten übernommen hatte.
Unendlich viele Aktivitäten, wie Übungsabende, organisatorische Besprechungen für anstehende Konzerte, Überlegungen zur Anschaffung von Musikinstrumenten und zur Förderung der Gründung einer Musikschule, die es derzeit noch nicht gab, fanden im Hause Schmitz statt. Gespräche hierüber wurden gesucht mit dem damaligen Landrat Hörnemann, dem für Kulturbelange besonders aufgeschlossenen Oberkreisdirektor Kochs und Stadtdirektor Willerding.
Langersehnter Wunsch von Dr. Peter Schmitz war es, ein Orchester auf die Beine zu stellen. Durch stetigen Zuwachs an Musikern aus benachbarten Städten bzw. Gemeinden infolge gelungener Aufführungen bot sich schließlich die Chance hierzu, so dass der Wunsch am 2. Dezember 1969 durch förmliche Gründung des Hamaland-Kammerorchesters e.V. mit Aufstellung einer Satzung und Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht Coesfeld in Erfüllung ging.
Die Breite und Vielfältigkeit der Aufführungen vom reinen Orchesterkonzert mit nur „eigenen“ Kräften über Gemeinschaftsveranstaltungen mit verschiedenen Kirchenchören bis zu Darbietungen mit anerkannten professionellen Gesangs- und Instrumentalsolisten geht aus den in der Festschrift abgedruckten Programmen hervor.
Die Bedeutung dieser kulturellen Leistung wird erst deutlich, wenn man bedenkt, daß sowohl der Gründer des Orchesters als auch die Mitglieder keine „Profis“ waren, sondern musikbegeisterte Amateure aus den verschiedensten Berufen. Bei einer solchen Konstellation tritt unwillkürlich die Ode an die Freude ins Bewusstsein: deine Zauber binden…
Viel Energie und Einsatzbereitschaft waren erforderlich, um ein solches Ereignis zu erreichen. Wir danken Dr. Peter Schmitz dafür über seinen Tod am 10. Oktober 1989 hinaus und schließen in diesen Dank auch seine Frau Hildegard mit ein, ohne deren Unterstützung, Verständnis und Duldsamkeit diese kulturelle Leistung nicht möglich gewesen wäre.
Hermann Lehmkühler
(Aus der Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum 1994)
Dr. Peter Schmitz (1918-1989)
Hamaland
Hamaland Othmar Brand (1933-1986)